Vom schönsten Pastell, das man je gesehen hat

Vom schönsten Pastell, das man je gesehen hat

Das Schokoladenmädchen von Jéan-Etienne Liotard lüftet sein Geheimnis. Österreichischer Kurator wird Direktor: Stephan Koja. Das Wiener Schokoladenmädchen wird Dresdnerin. Der Mann 2016, das Mädchen bereits 1747. Beide treten an die Öffentlichkeit.

Im Zentrum der Ausstellung steht eines der berühmtesten Werke der Dresdner Gemäldegalerie, das Schokoladenmädchen des Genfer Künstlers Jean-Étienne Liotard (1702–1789). Bereits zu seinen Lebzeiten waren seine Pastellmalerei und das Bild hochgeschätzt. So pries die bekannteste Pastellmalerin Rosalba Carriera das Schokoladenmädchen als „schönstes Pastell“.

Dem Kunsthändler Algarotti, der die „Chocolatière“ 1745 direkt vom Künstler für das Dresdner Pastellkabinett ankaufte, war es zu verdanken, dass nun in der Galerie auch Werke zeitgenössischer Künstler präsentiert wurden. Ganz dem Geschmack des Rokoko entsprach das Malen mit der Pastellkreide, das sich für lebensechte, brillante Porträts anbot: Liotard schuf makellose, porzellanhaft glatte Oberflächen. Der große Bekanntheitsgrad des Bildes aber beruht auf der Darstellung eines einfachen, unbekannten Stubenmädchens, einem bis dahin äußerst seltenen Motiv.

Die „Chocolatière“ serviert einer unbekannten Empfängerin zum Frühstück heißen Kakao: In dieser Form war das teure, exotische Genussmittel im 18. Jahrhundert insbesondere an den europäischen Höfen äußerst beliebt. Seine Exklusivität äußerte sich nicht zuletzt in den wertvollen Porzellanen mit silbernen und goldenen Untertassen, in denen das Getränk serviert wurde. Liotard nahm mit seiner präzisen Beobachtung die Kunst der Aufklärung und den Realismus des 19. Jahrhunderts vorweg.

Sowohl die vielen Kopien, die bereits seit dem 18. Jahrhundert in Pastell oder Öl angefertigt wurden, als auch die zahlreichen grafischen und fotografischen Reproduktionen förderten die weite Verbreitung und internationale Rezeption. Das Schokoladenmädchen war zudem seit dem 19. Jahrhundert in der Volkskunst und Werbung sehr beliebt.

Quelle: https://gemaeldegalerie.skd.museum/ausstellungen/schokoladenmaedchen/

Buchtip: https://www.hirmerverlag.de/de/titel-1-1/das_schoenste_pastell_das_man_je_gesehen_hat-1741/