Das Krönungsbankett von Ferdinand, dem Gütigen in Prag 1836

Das Krönungsbankett von Ferdinand, dem Gütigen in Prag 1836

Am 7. September 1836 wurde der Habsburger Kaiser Ferdinand I. in Prag zum böhmischen König Ferdinand V. feierlich gekrönt. Das war das letzte Mal, dass die böhmische Hauptstadt eine Königskrönung erlebte. Denn Ferdinands Nachfolger, Franz Josef I. und Karl I. liessen sich nicht mehr feierlich mit der böhmische Königskrone schmücken, auch wenn sie natürlich offiziell die Könige von Böhmen waren.

Abbildung: Lithografie von Franz Wolf, Bankett im Grossen Huldigungssaal der Prager Schlosses, 1836

So eine Königskrönung in der böhmischen Hauptstadt war naturgemäss mit viel Aufwand verbunden. Unzählige Händler, Gaukler, Künstler und Neugierige reisten bereits Tage vor dem Ereignis in die Hauptstadt. Der Wiener Hof selbst bereitete die Krönung fast ein ganzes Jahr vor. An vieles musste gedacht werden: an die Unterbringung der Gäste, die Ausschmückung der Prager Burg, den Blumenschmuck in den Prager Gassen, Geschenke, an Speis und Trank, daran, ob die böhmischen Würdenträger neue Uniformen erhalten sollten und natürlich an die Unterhaltung der Gäste.

Die Krönungsvorbereitungen begannen mit dem Entwurf neuer Uniformen für die Garden, die den Kaiser auf seinem Krönungsweg durch die Prager Gassen begleiten sollten. Zur gleichen Zeit wurden die Hofjuweliere in Wien beauftragt, Geschenke für Prager Würdenträger anzufertigen. So erhielt der Prager Erzbischof, der die Krönungmesse im St. Veits Dom hielt, ein mit Brillianten besetztes Kreuz, der oberste Burginspektor einen goldenen Siegelring, andere böhmische Würdenträger dagegen Dosen mit einem Porträt Ferdinands. Ursprünglich sollten sich die Kosten für diese Geschenke auf 72.000 Gulden belaufen, doch wie sooft der Fall, auch diesmal wurde das Limit überschritten und knapp 85.000 Gulden ausgegeben. Doch dies war sicher nur ein kleiner Teil der gesamten Summe, die die Königskrönung kostete.

Da die Prager Burg einige Jahrzehnte lang kaum genutzt worden war, musste sie wieder auf Vordermann gebracht werden. Der Wiener Baron Löhr, Verwalter des kaiserlichen Möbellagers von Amte, wurde mit der neuen Einrichtung der Prager Burg beauftragt. Dieser liess aus feinem Kirschenholz eine gesamte neue Ausstattung anfertigen. Zugleich wurde in Slavkov neues Porzellan für die Burg in Auftrag gegeben. Auch die Räumlichkeiten wurden für die Feier herausgeputzt. Einige Säle erhielten neue Deckengemälde, Gänge neues Pflaster. Mit Sicherheit begrüssten die böhmischen Handwerker die Krönung, stellte sie doch eine willkommene Einkommensquelle dar.

Fünf Monate vor der Krönung war eine Kommission ins Leben gerufen worden, die freie Wohnungen evidieren und, falls nötig, weitere in Burgnähe requieren sollte. Zugleich legte die Kommission die Miethöhe fest. Laut einem Hofverzeichnis reisten allein aus Wien 725 Besucher an. Hinzu kamen der sächsische König Friedrich August, Prinz Leopold von Savojen und der Herzog von Lucca mit ihrem jeweiligen Gefolge. All diese hochgestellten Gäste wurden auf der Kleinseite und in der Burgstadt einquartiert. Die Gesandten der verschiendensten Staaten bezogen in der Altstadt ihr Quartier.

Nach der feierlichen Krönung durch den Prager Erzbischof wurden alle geladenen Gäste in den Vladislavsaal der Prager Burg gebeten, wo das Festmahl stattfand. Die Weine und der Champagner waren bereits Monate zuvor aus den Wiener Hofbeständen nach Prag gebracht worden. Die Tische waren mit Nachbildungen der bedeutensten Prager Gebäude geschmückt.

Abbildung: Detail des Krönungsbanketts von Kaiser Ferdinand, Prag 1836, Lithografie in Privatbesitz Annette Ahrens

Verehrtester Freund!

(= Oberstburggraf Graf Chotek)

Wien, 1. Mai 1836

… auch eine dieser Gelegenheit anpaßenden decorirung, der bey der Feyerlichkeit anzuhaltenden Tafel begriffen ist, so nehme ich mir die Freyheit, Dich verehrtester Freund um die Gefälligkeit inständigst zu bitten, mir einzelne Abriße derer in Prag so vielen und schönen Palais, und Zierden bald möglichst für meine Rechnung anhero senden zu wollen, um selbe zu Aufsätze in Dragant nachahmen laßen zu können, indem hier nichts von diesen architectonischen Zierden, der herrlichen Hauptstadt Böhmens in denen Kunsthandlungen zu finden ist – sollte dieses auch zu Prag der Fall sein, so bitte ich Dich Comturs Zeichnungen davon machen zu laßen …

(Brief von Fürstenberg)

Quelle: HWA 1836, K 42, Fürstenberg ist Oberstküchenmeister

Abbildung: Detail des Krönungsbanketts von Kaiser Ferdinand I., Prag 1836, Privatbesitz Annette Ahrens

Auf dem Tisch des frisch gekrönten Königs stand der Pulverturm und das Altstädter Rathaus aus Tragant-Zucker. Die Aufsätze sind aus vergoldeter Bronze denkbar, wie sie heute noch in der Silberkammer Wien und der Prager Burg verwahrt werden.

Abbildung: Ausstellung auf der Prager Burg, 2011

Abbildung: Beim Krönungsbankett für Ferdinand I. in der Prager Burg sitzt der Erzbischof als hoher kirchlicher Würdenträger an der Tafel des Königs, allerdings nicht gegenüber, sondern zur Seite. Sein Besteck dürfte über Kreuz liegen, da die Einladung wohl auf einen Fastentag fiel. An den Längswänden des Saals sind Emporen zu erkennen, auf denen nicht essende Gäste versammelt sind, die das Essen nur zuschauend begleiten.

Abbildung: Detail beim Krönungsbankett für Ferdinand I. in der Prager Burg, der König von Böhmen äußert einen Wunsch, 1836