Knickebeinbecher – Was ist das eigentlich?

Knickebeinbecher – Was ist das eigentlich?

Unter Knickebein wird ein dreischichtiger Cocktail aus Likör und einem rohen Eigelb verstanden. Im Lexikon der Küche von Richard Hering (ehemaliger Küchendirektor im Hotel Metropole in Wien I.) findet sich zum Knickebein folgender Eintrag: „Knickebein: In hohem Likörkelch ein schwerer Likör am Boden, ein rohes Eigelb in die Mitte und obenauf ein leichterer Likör; zum Beispiel: Benediktiner, Ei und Cherry-Brandy; Danziger Goldwasser, Ei und Cherry-Brandy; Weinbrand, Ei und Chartreuse; Weinbrand, Ei und Curaçao; Kirschwasser, Ei und Cordial-Médoc; Weinbrand, Ei und Cordial-Médoc.“ Wichtig dabei war (und ist) der farbliche Kontrast der drei übereinander liegenden Schichten.

Abbildung: 4 Jugendstil Knickebeinbecher, Fa. Berndorf, Österreich, um 1900, Alpacca, versilbert, runder Fuß mit Kelch, gemarkt mit runder Firmenmarke, originale farblose Kristallglaseinsätze mit Dorn zum Arretieren; H 11,6 cm, Dm 4,5 cm (Annette Ahrens Tafelkulturistin)

Abbildung: Auszug aus dem Firmenkatalog Berndorf, 1911, Modellnummer 17239 „Knickebeinbecher“

Die ältesten Quellen für dieses Getränk verweisen auf Deutschland als Ursprung. Es steht sicherlich im Zusammenhang mit der aus Frankreich stammenden Kaffeehauskultur und dem damit verbundenen Genuss von Spirituosen und Likören, Chasse Café oder Pousse Café genannt. Man kann den Knickebein als eine deutsche Weiterentwicklung des Pousse Cafés betrachten. Er kam wohl um 1840 oder 1850 auf. Das älteste Dokument, das ich finden konnte, stammt aus dem Jahr 1854 und beschreibt den Knickebein mit den Worten: „Knickebein, ist ein kaltes Getränk. Man thut in ein Liquerglas etwas feinsten Caracaoliquer, schlägt ein ganzes Eidotter darauf, einige Tropfen feinsten Vanilleliquer oder Maraschino darüber und trinkt es mit einem Schluck.“ Der Name mag wohl aus der Assoziation heraus entstanden sein, dass im betrunkenen Zustand die Beine wegknicken. Die Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft schreibt dazu im Jahr 1863: „Starkes Getränk nennt man Knickebein (Breaky-leg); und: „He’s been to Bungay fait, and broke both his legs“, er ist auf dem B.-Markte gewesen und hat beide Beine gebrochen, steht für: Er ist betrunken, wie man in Aegyptischer Hieroglyphenschrift dem Verbum „betrunken sein“ als Determinativum ein durchschnittenes Menschen-Bein beigab.“ (Quelle: Mixology.eu)