Mein rundes Reisebesteck vom Sirk-Eck

Mein rundes Reisebesteck vom Sirk-Eck

Ich liebe solche Reisebestecke der Kaiserzeit. Unglaublich, dass hier sogar die originale Damast-Serviette quasi „überlebt“ hat. Im tadellos erhaltenem Lederetui sind ein Messer, eine Gabel und ein Löffel, alle mit Klappmechanismus und Beingriff versehen. Eine kleine Goldprägung verweist auf die Herkunft: „A. SIRK WIEN“. Das Lederwarengeschäft „Zum Touristen“ von August Sirk, am heute nicht mehr erhaltenen „Sirk-Eck“ beim Hotel Bristol in Wien, sorgte für gediegene Ausstattung des Reisenden von Welt. Jetzt erfreut ein Foto meines Handschmeichler-Bestecks von Katharina Gossow im aktuellen Servus Magazin die vielen Servus Magazin Leser, die sich bei mir melden, um mir ihre Besteck-Schätze zu zeigen. Nur zu!

Foto: Reisebesteck, August Sirk, Wien, um 1900, 8 x 11 cm, Annette Ahrens Tafelkultur Wien

Abbildung: Gemälde von August Mandlick (Wien 1860-1934), „Sirk Eck“, 1917

Foto: Der Katalogtitel verweist mit Stolz auf die höchste Auszeichnung mit Ehrendiplom anlässlich der Internationalen Sport-Ausstellung in Wien im Jahre 1894 (Privatbesitz)

Foto: Diese alte Ansichtskarte anlässlich der Jubiläums-Ausstellung 1898 zeigt das große Sortiment dieses zweigeschossigen Geschäftes in prominenter Lage am Ring: Leder & Galanteriewaren; Touristen-Ausrüstungen; Reise-Requisiten und Sport-Artikeln

Abbildung: „An der Gigerlecke in Wien“, Xylographie nach einer Zeichnung von Heinrich Lefler, Wien um 1890, 23 x 17 cm

Foto: Der Preis-Currant umfasste mehr als 1000 Artikel und wurde auf Verlangen zugesandt.

Foto: Detail der Goldprägung als Herkunftsnachweis mit der Adresse Kärntnerstrasse 55, Wien 1.

Foto: Versilberter Reisebecher in originalem Lederetui, August Sirk, Wien, um 1900,  Annette Ahrens Tafelkultur Wien

Foto: Klebe-Etikett auf einem Tablett, August Sirk „Zum Touristen“, Wien, um 1900

Abbildung Aquarell von Therese Schachner (Wien 1869-1950), Die Kärtnerstraße vom Ring aus gesehen, vor 1914, Aquarell auf Papier, 26 x 39 cm (Quelle: Dorotheum Auktion vom 3. Dezember 2019)

Ich bedanke mich herzlich bei dem Autor und Hotelspezialisten Andreas Augustin für die richtige Datierung dieses Aquarells. Es zeigt die Ecke des heutigen Bristol (rechts). Der hier gezeigte Bau ist noch der Vorgängerbau, der 1914-1916 durch das heutige Bristol ersetzt wurde. Das Bild zeigt also definitiv die Situation vor 1914.

Abbildung: Reiseschrankkoffer mit Etikett von August Sirk, Wien 55 x 57 x 122 cm (Quelle: Bukowskis Auktion vom 2. März 2018)

Dieser aufwendige Reisekoffer, wie er heute nur von Firmen wie Louis Vuitton in Paris noch hergestellt wird, dürfte sicherlich nur gut situierte Käufer haben.

Abbildung: Zustellanweisung von August Sirk ins Hotel Bristol, 8.2.1912, Fotocredit: Inlibris Antiquariat

Ich bedanke mich bei meinem Studienkollegen Hugo Wetscherek für die Erlaubnis einer Abbildung aus seinem reichen Fundus an antiquarisch wertvollen Material. Er konnte eine sogenannte Zustellanweisung von August Sirk ins Hotel Bristol ankaufen. Der Adressat ist kein geringerer als Andrei Wladimirowitsch Romanow, Großfürst von Russland (1879-1956), dessen Aufenthalt somit am 8. Februar 1912 in Wien dokumentiert ist. Hier ist also eine Bestellung seiner im Lederwarengeschäft „Zum Touristen“ von August Sirk auf der Kärntner Straße 5 erworbenen Waren ins Wiener Hotel Bristol belegt. Das Etikett lag als lithographischer Vordruck im Kaufhaus auf und wurde handschriftlich in Bleistift an „Großfürst André von Russland, Hotel Bristol“ adressiert. Nicht weit. Denn das Hotel Bristol lag ja ums Eck, besser gesagt im gleichen Haus.

Abbildung: Franz Schlegel, Der „goldener Sonntag“ in Wien, Beilage zu Österreichs Illustrierte Zeitung, 23. Dezember 1900

Ich danke Dr. Astrid Goettche für diesen Hinweis anlässlich eines Beitrags für den Blog des Wien Museums. Den Goldenen Sonntag (vierter Adventsonntag) mit offenen Geschäften gab es bereits seit 1893. Vorbild für den kollektiven Kaufrausch war Berlin. Die Aktionstage hielten sich bis 1960, danach folgten die langen Einkaufssamstage.

Abbildung: Ausschnitt aus einer Radierung „Blumenstand bei der Wiener Staatsoper“ von Robert Kasimir (1914 – 2002), wo das Sirk Eck im Jahre 1954 eine Julius Meinl Filiale beheimatet. (Privatbesitz: Annette Ahrens Tafelkultur Wien)

Der Umbau der Strassensituation mit einer Unterführung für die „Opernpassage“ nach dem Krieg muss enorm gewesen sein.

Abbildung: Bau der Opernringkreuzung, Wien um 1955 (Quelle: ÖNB)