Ei auf welsche Art

Ei auf welsche Art

„EIERBECHER“, ja genau das Tafelkultur-Gerät, welches wir alle besitzen, verwenden aber eventuell zu wenig fragen: warum und wann werden Eier sitzend oder liegend geköpft:-)

Am Gründonnerstag sprach die Tafelkulturistin auf Ö1 im Moment- Leben heute über die Evolution des Eierbechers:-) Kein Zufall. Ich danke der Redakteurin Tanja Rogaunig für das Interview zur wichtigsten Utensilie am Ostertisch: Dem Eierbecher, über Dinge des Lebens.

Nachhören auf https://oe1.orf.at/player/20190418/550131 etwa ab Minute 15.48

Hier die wichtigsten Fragen und Antworten in Kurzform:

Warum wurde der Eierbecher erfunden?

Der Eierbecher wurde erfunden, damit Eier nicht über den Tisch rollen, erklärt uns der Wikipedia- Eintrag. Was mich natürlich ein bisschen zum Lächeln bringt. Aber als Erklärung sitzt. Da auch während der Mahlzeiten Eier verzehrt wurden, war es naheliegend entsprechende Gefäße in der Art des Tafelsilbers zu fertigen. In Frankreich wurde das Ei bevorzugt in den Eierbecher gestellt. An deutschen Höfen gab es beide Varianten: Das Stellen und das Legen in ovale Schiffchen.

Seit wann kennen wir Eierbecher?

Bereits in Pompeji wurden Eierbecher aus Metall mit Löffel gefunden. Interessant, dass sich die Form bis heute kaum verändert: meist sind sie 10 cm hoch und haben die Form eines Pokals. Dennoch lässt sich der Zeitgeist vom Rokoko und Klassizismus bis zum Jugendstil und Art Deco bestens ablesen. Manche haben drei beine, manche Eierbecher sind fix auf einem Teller montiert, damit der Löffel abgelegt werden kann oder das flüssige Ei aufgefangen werden kann.

Besonders angetan hat es mir der Eierbecher der königlichen Porzellanmanufaktur Sèvres.

Mc Egg von der Firma WMF, viel Plastik aber mit Hammer

Wie öffne ich ein Ei richtig?

Das ist eine Frage der Lebenszeit. Am Hofe von Louis XIV. wurde das Ei mit einem Schwert virtuos geköpft.  Manche Ehen werden heute geschieden weil sich der Ehepartner eine andere Öffnungsart vorstellt als es der andere bevorzugt. Die Eierköpfschere hilft in jedem Fall. Auch im Scheidungsfall.

Unter einem „Eibruchstellen Verursacher“ versteht man einen Metallstab mit Kugel, welches das Ei beim „Kragen“ packt und „klack“ macht. „Die Schale wird ringartig vom restlichen Teil des Eis durchtrennt. Sinn und Zweck ist es diesen Teil der Schale zu entfernen, ohne das Eigelb dabei zu beschädigen“ sagen die Erfinder von Tack2.

Wie funktioniert es ein Ei auf „welsche“ Art zu essen? – ein fast gelungener Versuch in meiner eigenen Küche mit dem Doppeleierbecher. Unter dem Motto: auch die Henne hätte das Ei gelegt und nicht gestellt;-)

Fotocredit: Silberner Eierbecher mit Doppelfunktion auf Petrischalen, Annette Ahrens Tafelkultur

Da wurde mir in Paris im Cafe La Favorite im Marais eine andere, für mich sehr attraktive Servierart des weichen Eies vorgestellt. Wie mir die Kommentare meines posts zeigten, ist das auch bei uns in manchen Haushalten noch bekannt. Die in lange Streifen geschnittenen, meist getoasteten Brotstreifen werden auch „Soldaten“ genannt. Kindersprache oder nicht? Auf alle Fälle eine gute Verwendung für das Brot vom Vortag. Die Engländer nennen die fingerdicken Toaststreifen, die sie in weich gekochte Eier dippen übrigens auch „Eggs and soldiers“ und die hätten ja gegen Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielfalt an speziellen Eierlöffel erfunden. Doch umgeht man mit dem Brot dem manchmal bitterlichen Beigeschmack, den ein silberner oder versilberter Löffel trotz Vergoldung am Gaumen hinterlässt. Die edlen Perlmuttlöffel oder aus Bein geschnitzten Tafelgeräte schufen hier Abhilfe. Heute hat Kunststoff diese Naturmaterialien längst abgelöst. Der Begriff „egg and soldiers“ dürfte jedoch erst in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts in der TV-Werbung aufgekommen sein.

Fotocredit: Egg & Soldiers im Cafe Favorite, Paris, Mai 2019, Annette Ahrens Tafelkultur

In meinem Onlineshop gibt es alles rund ums Ei zu erwerben, einfach ein klick auf:

https://annette-ahrens.at/onlineshop/produkt-kategorie/fruehstueck/eier/

Museen:

https://www.deutsches-eierbechermuseum.de

 

Literaturtips:

Manfred Haak, Alte Eierbecher Schmuckstücke aus Porzellan,  2011.

Joëlle Grandvoinnet, Les Coquetiers – Identification, Provenances, Formes, Matieres, 2012.

Der Eierbecher Songtext