Philipp Aigners Patent für Rindfleischteller
So lange die Fastenzeit noch nicht begonnen hat, hol ich nochmals den berühmten Rindfleischteller von Philipp Aigner raus! 1864 in Czuz geboren, meldete er dieses Patent für Österreich, Ungarn, Deutschland und für England an. In der Mitte wurde das gekochte Rindfleisch serviert, drum herum die heute nicht mehr bekannten oder gebräuchlichen Beilagen von Erdäpfelschmarrn, Kohlgemüse, gekochten Karotten, Essiggurkerl, Spinat, Sauße und Gurkensalat mit gekochten Kolrabi!
Gekocht haben wir diesmal für das Kulinarische Erbe.
Fotocredit: Stefan Liewehr, August 2015 (Leihgaben von Annette Ahrens Tafelkultur)
Fleischzulieferung
Da der typische Wiener an sich also (fast) täglich Rindfleisch aß, war die Fleischzulieferung ein wichtiger Faktor, der durch die Weiten der ungarischen Pusta abgesichert wurde. Daher verwundert es kaum, dass die Wiener im Jahr 1828 bereits 84.657 Ochsen, 131.985 Kälber, 124.717 Gänse und 100.000 Kapaune verspeisten, was einem jährlichen Fleischverbrauch von 100 Kilogramm per Kopf entsprach. (1999 waren es 110 kg/ Kopf laut ÖSTAT) Quelle: univie.ac.at
Die Bewerbung der „Garnirschüsseln“
Dr. Ingrid Haslinger, die renommierte Historikerin konnte bereits in ihrem Buch „Tafelspitz & Fledermaus“ (Mandelbaum-Verlag Wien 2015) eine Anzeige von Philipp Aigner publizieren, in welchem der Erfinder und Patent-Inhaber Aigner sein Weltpatent von „Garnirschüsseln“ anpreist. Diese verhindern das Zusammenfliessen von Speisen. Auch seine Adresse entnehmen wir der Werbeschrift aus dem Jahre 1898: Rotensterngasse 6, in der Wiener Leopoldstadt. Der runde Teller sieht acht Unterteilungen für verschiedene Beilagen vor. Die ovale Tellerform hat sich auch in dekorierter Version erhalten und wurde wohl in einfacheren Gaststätten gereicht.
Fotocredit: Werbung für den Erfinder und Patent-Inhaber Ph. Aigner mit seinem Weltpatent von „Garnirschüsseln, Wien 1898 (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur, Quelle: Ingrid Haslinger, Tafelspitz & Fledermaus, Die Wiener Rindfleischküche, Wien 2015, Seite 91).
Über diesen Teller mit dem prächtigen Blumendekor in Unterglasurblau freue ich mich besonders, denn eine Dame aus Berlin hatte ihn mir nach Lesen meiner website zugeschickt, sie meinte „er sei mir am besten aufgehoben“. Ich danke herzlich für dieses willkommene Geschenk:
Fotocredit: Rindfleischteller mit Unterglasurdekor mit Patentangabe in Schwarz (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Die Marken der Teller
Philipp Aigner war offensichtlich so stolz auf sein Patent, dass fast alle Teller tragen eine Marke unter der Glasur. Meist ist der volle Namenszug in unterschiedlichen Farben nachweisbar. Meine Sammlung an Markenbildern zeigt die große Vielfalt.
Fotocredit: Unterglasurbraune Marke mit Patent für Österreich, Ungarn, Deutschland und England (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Fotocredit: Runder Rindfleischteller aus Porzellan, Wien um 1900 (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Fotocredit: Unterglasurgrüne Marke mit Patentangabe (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Fotocredit: Privatbesitz Wien, Ovaler Teller mit unterglasurblauer Marke
Fotocredit: Privatbesitz Wien, Unterglasurblaue Marke mit Patentangabe
Fotocredit: Rechteckiger, undekorierter Teller mit unterglasurgrüner Marke im Rechteck (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Fotocredit: Marke des rechteckigen, undekorierten Tellers, Datierung unbestimmt (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Fotocredit: Rechteckiger Teller mit unterglasurgrüner Marke (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Für Sammler von Lilienporzellan sind selbstverständlich die meist undekorierten Teller mit unterschiedlicher Anzahl von Ausbuchtungen von Interesse. Bisher habe ich Teller mit drei, zwei und sechs Kompartimenten gesehen. Danke meiner Freundin Sabrina für das gelungene Geschenk.
Fotocredit: Ovaler Teller, LilienPorzellan (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur)
Wie so oft wächst auch hier die Sammlung von Rindfleischtellern, in dem mir liebe Leser meines blogs Fotos ihrer Rindfleischteller zusenden. Herzlichen Dank hierfür, denn den bekannten Zwiebelmusterdekor in Kobalblau hatte ich bisher noch nicht auf einem Rindfleischteller von Herrn Aigner gesehen.
Fotocredit: Rechteckiger Teller mit Zwiebelmusterdekor, Privatsammlung Deutschland
Fotocredit: Rechteckiger Teller mit Zwiebelmusterdekor, (Fundus Annette Ahrens Tafelkultur) Umgekehrte Bemalung
Im Jänner 2020 wurde mir ein runder Teller mit aufwendig wirkendem, wenngleich aufgedrucktem Dekor zugeschickt. Er war ein Flohmarktfund und wurde von dem Verkäufer fälschlicher Weise als Eierteller an den nun glücklichen Sammler verkauft.
Fotocredit: Runder Rindfleischteller mit unterglasurbrauner Marke (Abbildung mit Genehmigung der Sammlung R. W., Klagenfurt)
Fotocredit: Rindfleischteller mit unterglasurblauer und vergoldeter Marke (Abbildung mit Genehmigung von R.Z., Wien, Dezember 2024)
Rindfleischteller aus Alpakka
Bisher kannte ich den Rindfleischteller aus Alpakka nur aus einem Firmenkatalog der Firma Berndorf von 1911. Glücklich schätze ich mich, als ich diesen Teller aus dem Fundus des berühmten Hotel Straubinger in Badgastein erwerben konnte.
Blick man jedoch in einen Firmenkatalog der Wiener Firma von Moritz Hacker, der 1934 datiert wird, so wird diese Form der Teller als „Garnierschüsseln für Gemüse oder garnierte Eier“ bezeichnet.