Wer bekommt ein Stück von der Hochzeitstorte von Harry & Meghan?

Wer bekommt ein Stück von der Hochzeitstorte von Harry & Meghan?

Der Hype um das Design der Hochzeitstorte des Prinzen Harry und seiner Meghan im Vorfeld ist verständlich. Klar, dass die von der Braut ausgesuchte Patisserie von Claire Ptak (aus dem Tschechischen auf deutsch: Vogel) für die nächste Zeit ausgesorgt hat. Sie wird aber erheblich mehr Personal brauchen, um der Nachfrage nach royalem Flair in ihrer Violet Bakery in Hackney im Osten von London nachzukommen. Aufgrund des für royale Hochzeiten unüblichen, frühen Termins im Mai (Königin Viktoria war abergläubisch) konnte die Hochzeitstorte weitmehr auf die blumenreichste Jahreszeit zurückreifen und mit allen Blüten der Saison spielen. Weisse Pfingstrosen über weisse Pfingstrosen. Diese Farbwahl hatte schon die Blumendekoration in der Kirsche dominiert. Nachmittags sausten dann die ersten Fotos der Hochzeitstorte über die Bildschirme der twitter-Abonnenten und hatte im Nu 37 Tausend likes:

„The wedding cake is to be served at the Reception. It was designed by Claire Ptak and features elderflower syrup made at The Queen’s residence in Sandringham from the estate’s own elderflower trees, as well as a light sponge cake uniquely formulated for the couple.“

Naked cake

Die unverputzt wirkende Oberfläche wird seit einigen Jahren schon als formgebend bei Torten als „Naked Cake“ bezeichnet. Der Überzug besteht aus Mascarpone-Creme mit Butter, die das längere Stehen und Warten auf ihren Auftritt besser verträgt als übliche Cremen mit Schlagobers. Ich erinnere mich gerne an meine Vorstellung von Torten der Schnabulerie im Augarten Porzellanmuseum zurück, wo wir dem österreichischen Publikum erstmals diese Art von Torten vorstellten.

Viele stellten sich die Frage, wie denn so eine kleine Torte für so viele Gäste, nämlich 600 bei der Nachmittagsrezeption und 200 Abends ausreichen konnte? Es ist davon auszugehen, dass diese Torte einen rein dekorativen Zweck zu erfüllen hatte und in erster Linie uns Zuschauer weltweit zufriedenstellen wollte. Denn auch das Anschneiden gestaltet sich sicherlich schwierig auf den edlen Teilen des Familiensilbers, welche auf den sideboards der St. George´s Hall in Windsor Castle aufgestellt sind. Auf die runden Vasenöffnungen wurden große, vergoldete Vorlegeplatten gelegt, um die Torte entsprechend zu präsentieren. Dennoch sind für mich diese prachtvollen Vasen von Interesse, denn es sind Weinkühler und keine Vasen.  Die mir bekannten Vergleichstücke stehen im Museum of Fine Arts Museum, in Houston und erzählen die genaue Geschichte:

Foto: Winecooler, Paul Storr, English, 1771–1844,  Made for Rundell, Bridge and Rundell, London, active 1805–1827, The Rienzi Collection, gift of Mr. and Mrs. Harris Masterson III, Museum of Fine Arts Museum, in Houston Inv.Nr. 94.1204.2.A-.C

„The original Warwick Vase was discovered in 1771 by the Scottish painter Gavin Hamilton in a lake at the villa of Hadrian at Tivoli. Dating from 120-135 AD, the 8.5 ton, 10 foot tall vase was restored. The British Museum declined to purchase the piece and it found its way into the possession of George Grenville, the 2nd Earl of Warwick. The Earl kept the ancient artifact under wraps, making the form extremely popular and desirable among the elites in Regency England. Etchings of the vase were included in Piranesi’s Vasi of 1778, adding to the vase’s widespread fame. Rundell, Bridge & Rundell, a London retailer, was known for producing copies of the legendary vase from Piranesi’s drawings and was eventually allowed exclusive access to create a model cast from the original, and subsequently to make scaled-down reproductions. In 1978 the vase was sold to the Metropolitan Museum of Art, but it was declared an “object of national importance” and the export license was withheld until a public collection from the UK could be made to purchase it. The original piece is now in the Burrell Collection in Glasgow. The two silver-gilt pieces flanking the table’s plateau are a Pair of Wine Coolers, dating to 1811, while atop the plateau is a sterling-silver Covered Vase, from 1813-14, all created by Paul Storr, an English Regency silversmith, for Rundell, Bridge, & Rundell. Depicted on both the wine coolers and covered vase at Rienzi are Bacchus, the Roman god of wine, drunkenness and ecstasy, and Silenus, one of Bacchus’ attendants characterized as a grotesque old drunkard. Additionally, attributes of Bacchus are found in the reliefs: grapevines, bunches of grapes, ivy, a lion pelt, a club, and a staff. The two wine coolers have a royal provenance; the coat of arms of Frederick, Duke of York, the second son of King George III, appears on the pedestals of each of these commissioned pieces. The covered vase is one of a pair made for Sir David Ochterlony, a Major General in the British army.“

 

Die Pokale sind keine Vasen und schon gar nicht cakestands, dennoch erfüllen sie einen sehr herrschaftlich, pompösen Charakter und sind ein optischer Gegenpol zu der royalen Hochzeitstorte von 2011.

Foto: Fiona Cairns bei den Vorbereitungen der Torte für William und Catharine, 2011

Die achtgeschossige Torte von Prinz William und Catherine wurde deutlich traditioneller von Fiona Cairns  in 5 Wochen Vorbereitungszeit mit 50 Angestellten gestaltet. Die Kunst des „Icings“ hat in England lange Tradition. 900 Zuckerblumen zierten den Höhepunkt der royalen Tafel mit Apfelblüten, Rosen und 17 verschiedenen Blüten, wie das „ivy leaves“ als Symbol für die Hochzeit, Spitzen als Symbol für die Unschuld, als auch sweet William und Lavendel beinhalteten. Die vier Blumen der Nationen, die englische Rose, Scottish Thistle, Welsh daffodil und das Irische Shamrock wurden darauf verewigt. Ein Stück dieser Torte als auch der Torte von Lady Di landete diese Woche sogar bei einer Versteigerung von königlichen Memorabilen.

Rezept zum Schlankbleiben

20 kg Butter wurden für die Hochzeitstorte der britischen Prinzen Harry verwendet, wie der Kensington Palace gestern bekannt gab. Außerdem: 200 Zitronen von der Amalfi-Küste, 500 Bio-Eier, 20 kg Mehl, 20 kg Zucker und 10 Flaschen Holundersirup aus eigenem Anbau. Nachkochrezepte werden im Netz ausreichend angeboten und werden wohl heuer bei jeder Hochzeit sofern wir dann noch Sirup oder noch schwieriger Pfingstrosen haben werden.

Kontakt zur nun gefragtesten Tortenkünstlerin Londons:

VIOLET-THE SHOP

47 Wilton Way, E8 3ED, London

Monday to Friday 8:00–6:00

Saturday and Sunday 9:30-6:00

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