Die k. u k.Hof-Teehandlung von Carl Trau, Wollzeile 1

Die k. u k.Hof-Teehandlung von Carl Trau, Wollzeile 1

Es war ein Vortrag eines Sammlerfreundes, der seine umfassende Sammlung an Berndorfer Alpakkaobjekten einer breiteren Öffentlichkeit vorstellte, als ich auf einen entzückenden kleinen „Teeschöpfer“ aufmerksam wurde. Auf der Rückseite dieses Löffels befindet sich eine Gravur der „K.u.K. Hof-Thee-Handlung C. Trau, Wien , Wollzeile 1“.  Stolz wird die Adresse auf dem kleinen Souvenir angegeben. Nicht verwunderlich, denn es handelt sich um ein Werbemittel von Wiens ersten und ältesten Etablissement für Tee. Dieses Fachgeschäft wurde vom eingewanderten Drogisten Carl Trau (Franckenthal 1811 – 1887 Wien) als „C. Trau’s Thee-Handlung“ im Jahre 1850 gegründet. Trau war seit 1834 in Wien als Drogist tätig. Im Jahre 1868 übernahm sein Sohn Franz (1842 – 1905) das Teegeschäft und baute es weiter aus. Die direkten Importe von chinesischem Tee hatten durch die Weltausstellung 1873 einen weiteren Auftrieb bekommen.

Foto: Postkarte von C. Trau, Wien – K.u.K. Hof-Thee-Handlung / Kais. Japanischer Hof-Lieferant, 14 x 9 cm, Wien 1904, (Quelle: www.sampor.de)

Familiengeschichte

Bereits im Jahre 1872 wurde der Teehandlung der Titel eines k. und k. Hofthee-Lieferanten verliehen, wie eine 1904 versandte Postkarte dokumentiert. Mit dem Doppeladler über dem Portal hatte das Geschäft immerhin neun Schaufenster. Heute ist an dieser Stelle eine große Pizzeria untergebracht.

Abbildung: Auszug aus dem Auktionskatalog „Sammlung Franz Trau, Münzen der römischen Kaiser“ vom 22. Mai 1935 bei Gilhofer & Ranschburg, Wien mit Abbildungen der drei Familienmitglieder Carl Trau, Franz Trau Senior und Junior (Quelle: Annette Ahrens Privatbesitz)

1887 stirbt der Gründer der ersten Wiener Theehandlung Carl Trau. Acht Jahre zuvor hatte sein Lehrling Johann Baptist Schönbichler vis à vis sein eigenes Teegeschäft eröffnet.

Franz Trau, der Ältere (1842 – 1905)

Abbildung: Persönliche Visitkarte von Franz Trau, welche er dem Direktor der Wiener Hofbibliothek, Josef Ritter von Karabacek (Graz 1845 – 1918 Wien) wohl bei seinem Besuch überreichte (Herzlichen Dank für das Foto gilt: @cartedevisitedevienne , Michael Huey & Christian Witt-Dörring Family Archive, Vienna)

Franz Trau, der Ältere (Klagenfurt 1842 – 1905 Wien) ist bis 1905 als bedeutender Kunstsammler von Antiken in Wien tätig und genießt sowohl hohes gesellschaftliches Ansehen als Mitglied zahlreicher Gremien als auch als Experte für antike Kunst, was bei seiner Grabgestaltung mit einem griechisch inspirierten Relief Ausdruck findet. Sein Grab mit Nennung seines k.u. k Titels befindet sich an prominenter Stelle am Grinzinger Friedhof im Wien 19 (Gruppe MA, Nr. 64). Die persönliche Bekanntschaft von Franz Trau zu dem Bibliotheksdirektor Hofrat Dr. Josef Ritter von Karabacek dürfte über das gemeinsame Interesse der Orientalistik und Numismatik der islamischen Völker begründet gewesen sein.

Foto: Detail des Grabes des K.u.K. Hofteehändlers Carl Trau (13.1.1811 – 28.9.1887) und eines Sohnes Franz Trau (6.4.1842 – 31.1.1905) (Foto: Annette Ahrens)

Franz Trau, der Jüngere (1881 – 1931)

Sein Sohn Franz Trau, der Jüngere (12.6.1881 – 28.3. 1931) führte das Unternehmen ins 20. Jahrhundert. 1907 wurde das Geschäft von der Wollzeile auf den Stephansplatz 10 verlegt.

Verkaufslokale der Fa. Trau

Im Lehmann von 1938 wird die Theehandlung am Stephansplatz 10 angeführt. Diese Verkaufsstätte wurde leider in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges mit einem Bombentreffer komplett zerstört. Wie mir sein direkter Verwandter, Herr Dr. Stephan Schwab-Trau persönlich mitteile, wurde die Theehandlung 1971 nach dem Tod seines Vaters geschlossen. Beide Kinder hatten eine andere berufliche Laufbahn eingeschlagen und die Spezialisierung auf Schwarztee war obsolet geworden. Zu sehr war die Kaffeemode in den Vordergrund gerückt.

Foto: Teehandlung am Stephansplatz 10, Fotograf Bruno Reiffenstein (Wien 9.8.1868 – 30.4.1951 ebd.) um 1940, (Quelle: WStLA, Foto aus dem Bereich Stadtplanung, FB2: 4500/1521).

Foto: Häuserzeile am Stephansplatz 10 heute, Foto: Annette Ahrens 2020

Werbemittel der Teehandlung Trau

Foto: Alpakka-Teeschöpfer der K.u.K. Hof-Thee-Handlung C. Trau, Wien 1 , Wollzeile 1, Fa. Berndorf, vor 1880, Länge: 9 cm,  (Quelle: Sammlung Dr. Felix Wahlmüller, Wien)

Foto: Teeschöpfer der Fa. Berndorf, Katalog von 1911  (Quelle: Sammlung Dr. Felix Wahlmüller, Wien)

 

Foto: Werbung für „C. Trau Thee Import, erste älteste Wiener Thee Firma, Schutz Marke, garantiert in Original Packeten“ an der Fassade des Josefstädter Theaters, Josefstädter  Strasse 22, 1080 Wien (Quelle: Bezirksmuseum Josefstadt, 1080 Wien)

Carl Trau, Kaufmann und Kunstsammler. Geb. Franckenthal, Frankreich (Frankenthal/Pfalz, D), 13. 11. 1811; gest. Wien, 28. 9. 1887. Vater von Franz Trau d. Ä. (Klagenfurt 1842 – 1905 Wien), Großvater von Franz Trau d. J.; 1839 Heirat mit der Klagenfurterin Marie Haslinger. – Trau erhielt seine kaufmännische Ausbildung in Mannheim. Mit 18 Jahren ging er auf Wanderschaft durch Schweden, Dänemark, Norwegen, Deutschland sowie Österreich und ließ sich 1833 in Klagenfurt nieder. Im Jahr darauf übersiedelte er nach Wien, wo er eine Drogerie führte. 1850 gründete Trau dort die erste Teeimportfirma und eröffnete ein Geschäft in der Wollzeile 1, das mehr als ein Jahrzehnt das einzige seiner Art in Österreich blieb. 1872 wurde Trau zum Hof-Theehändler ernannt. Bald importierte er nicht mehr aus London oder den Hansestädten, sondern bezog direkt aus China sowie Japan seine Ware und gründete das Erste continentale Depot der japanischen Industrie- und Handels-Gesellschaft in Tokio. Da Trau sehr an Kunst und Antiquitäten interessiert war, kaufte er im Fernen Osten auch Keramiken und andere Japonica. 1864 steuerte er mehrere Exponate dem neu gegründeten Österreichischen Museum für Kunst und Industrie in Wien bei. Trau war zudem ein leidenschaftlicher Sammler mittelalterlicher, insbesondere sakraler Kunst. Er besaß aber auch zahlreiche Drucke, Miniaturen und Mss. sowie eine beachtl. Münzensammlung mit einer nahezu vollständigen Reihe Ktn. Münzen. Trau war der Numismatischen Gesellschaft in Wien seit ihrer Gründung 1870 sehr verbunden. 1887 beteiligte er sich mit über 200 Exponaten an der Ausstellung kirchlicher Kunstgegenstände im Österreichischen Museum für Kunst und Industrie (Quelle: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 14 (Lfg. 66, 2015), S. 429f.).

Literatur: NFP, 28. (A.), 29. 9. 1887 (Parte); Monatsbl. der Numismat. Ges. in Wien 5, 1887, S. 220; F. Trau, Gedenkbl. zum 50-jährigen Bestande der Ersten Wr. Theehandlung C. T., 1900 (m. B.); Smlg. Franz T.: Münzen der röm. K., 1935; 100 Jahre Österr. Numismat. Ges. 1870–1970. FS, ed. B. Koch, 1970, S. 143 (m. B.); R. Jirka, Hdb. der Grabstätten von Persönlichkeiten auf dem Grinzinger Friedhof zu Wien, 1986, S. 235.

Foto: Detail einer Rechnung der Hof-Teehandlung C. Trau an Herrn Eugen Grafen Czernin, Wien vom 6. Dezember 1888 (Fundus: Annette Ahrens Tafelkulturistin)

Die an den Grafen Czernin adressierte Rechnung trägt neben dem zentral platzierten Doppeladler-Wappen, als Zeichen des Hoflieferanten, die Angaben zur Adresse als auch die Art der angebotenen Waren: „Grosse Lager aller Sorten Thee, Bester Qualitäten von Rum, Arak, Cognac, Holländischer Liqeure, Malaga, Sherry, Madeira etc. Neben den Lebensmittel bot Carl Trau auch die „schönste Collection von chinesischen und japanischen Kunst- und Industriewaren“ an. Eine Kiste von diesen japanischen Porzellanen dürfte per Bahn nach Schloss Petersburg (cz.: Petrohrad, zwischen Prag und Karlsbad gelegen) in Böhmen versandt worden sein: eine japanische Porzellan- Vase, ein paar japanischen Vasen in Blau und drei Stück Teller aus japanischem Porzellan. Die Kiste für den Versand wird auf dieser Rechnung von 1888 getrennt aufgelistet und dem aristokratischen Kunden verrechnet.

Foto: Blechdose Thee C. Trau, Abb. Kaiser Franz-Joseph I (Privatsammlung Bärbel & Klaus Balbach, Recklinghausen)

Abbildung: Werbepostkarte der Hof-Teehandlung Carl Trau, Wien vom 31.Dezember 1904 (Fundus: Tobias Beese, Dresden)
Abbildung: Teedose aus Blech mit der Aufschrift: „C. Trau/ K.u.K. Hof-Thee-Handlung, erstes und ältestes Etablissement Wien“, (Mein herzlicher Dank für das Foto gilt Michael Huey & Christian Witt-Dörring Family Archive, Vienna)

Abbildung: Werbepostkarte der Hof-Teehandlung Carl Trau, mit Adresse: 1, Himmelpfortgasse 30, Wien von 1903 (Fundus: wiener-werkstaette-postkarten.com)

Foto: Werbung der Fa. Carl Trau, Emailschild von PYRO-EMAIL, BOOS & HAHN, ORTENBERG-BADEN, 33 x 24,5 cm (Abbildung mit Genehmigung von www.reklameschilder-austria.at/tee)

Abbildung: Rückseite eines Rechnungsblocks, 7 x 15 cm), Litografie von BERLIN NEURODER KUNST ANST. WIEN VII/I (Quelle: Privatbesitz Prag)

Foto: Verpackung für 6g Tee der Teehandlung Carl Trau, Wien, um 1920

Abbildung: Verpackung der Hof-Teehandlung Carl Trau, mit Lager und Verkaufs-Adresse: 1, Wildpretmarkt 7, Wien um 1950 (Datierung auf Grund des 100jährigen Firmenjubiläums).

Andrew Demmer erzählt über die Teekultur : „In Österreich hatte bereits der kaiserliche Hauptmann Christoph Carl Fernberger von Eggenberg im Jahre 1624 über das „Kraut, was die Chinesen Tee nennen“, berichtet. Im 16. Jahrhundert gelangte das „Teekraut“ durch eine holländische Handelsflotte erstmals nach Europa und verbreitete sich vor allem in England und Spanien. Anfang des 18. Jahrhunderts war Tee als feines Heißgetränk bereits in Österreichs Adelskreisen eingeführt. Tee wurde in der Niederösterreichischen Oberschicht regelmäßig zum Frühstück genossen. In Wien wurden sonntags exklusive Teegesellschaften abgehalten. Aber auch das Volk hat Tee in großen Mengen zu sich genommen. Wurde er hier zwar als Grundlage zum Mischen mit Branntwein oder Schnaps verwendet, doch entstand so schließlich der berühmte „Jagertee“- ein kräftiger Schwarzer Tee mit Inländerrum, der heute eine bekannte österreichische Spezialität ist.“ (Quelle: https://www.tee.at/ueber-uns/firmeninformationen/firmengeschichte/) Demmer eröffnete 1981 sein ersten Teegeschäft. 10 Jahre nachdem die Firma Trau ihre Pforten geschlossen hatte.

Abbildung: Blechdose der Teehandlung Carl Trau, Wien (Abbildung mit Genehmigung von Sammlung Andrew Demmer, Wien)

Werbebeigaben der Fa. Trau

Unter den bekanntesten Firmen, die ihrem Produkt nach dem 2. Weltkrieg Werbebeigaben, die bald zu Sammelobjekte wurden, beifügten ist neben den Firmen Teewinkler, Teekanne und Messmer auch die Firma von Carl Trau zu nennen.  Ich bedanke mich herzlichst bei dem Sammler Herwig Oberlerchner von www. lindefiguren.at für die zur Verfügungstellung der Abbildung mit neun seltenen Tierfiguren aus bedrucktem Karton auf gekennzeichneten Holzsockeln.

Abbildung: Werbebeigaben der Firma Carl Trau, um 1950, Sammlung Herwig Oberlerchner, Klagenfurt (Nennung mit seiner Genehmigung)

Andrew Demmer erwähnt auch Wiens erstes Tee Fachgeschäft, die „C. Trau’s Thee-Handlung“. Weitere Teegeschäfts- und Teehandelsgründungen in der Donaumetropole folgten, wie beispielsweise die der Firma Pekarek. Auch hier haben sich zahlreiche Werbemittel erhalten.

Pekarek´s Tee

Abbildung: Werbung der Fa. Pekarek, Emailschild (Abbildung mit Genehmigung von www.reklameschilder-austria.at/tee)

Die Tee-Grosshandlung von Johann Baptist Schönbichler

Im Jahre 1870 wurde von Johann Baptist Schönbichler (Ybbs 1844 – 1911 Wien) seine Tee-Grosshandlung nur 3 Hausnummern weiter auf der Wollzeile Nr. 4 eröffnet. Er hatte das Handwerk bei Carl Trau erlernt, wollte aber seine Fähigkeiten die Herkunft und die Qualität von Tee aufgrund von Geschmacksproben zu beurteilen, direkt an Grosshändler und Feinschmecker weiter verkaufen.

Sein Unternehmenskonzept bestand darin, trotz vielfältiger Risken die Ware, vorerst verschiedenste Teesorten, selbst aus Übersee (Indien, Ceylon, China und Indonesien) zu importieren, den Großhandel zu beliefern, aber auch an zahlungskräftige Kundschaft über den Einzelhandel zu verkaufen. Während in Rußland und England Tee bereits Nationalgetränk war, war der Markt in Österr., wo der Teegenuß auf gesellschaftl. Eliten beschränkt war, noch ausbaufähig. S. hatte den steigenden Bedarf richtig eingeschätzt, damit seine Ertragschancen erkannt und so weit genützt, daß er in den späten 70er Jahren in Wien ein zweites Einzelhandelsgeschäft eröffnen konnte; das Sortiment wurde um andere Genußmittel, wie Jamaica-Rum und Batavia-Arrak, erweitert. Über den Großhandel wurden S.s „Kolonialwaren“ insbes. in den Zentren der Habsburgermonarchie, wie Budapest, Prag, Brünn und Preßburg, verbreitet. S. war ab 1874 mit Philippine S., geb. Schlick (geb. Rodaun, NÖ/Wien, 30. 4. 1855; gest. Hinterbrühl, NÖ, 2. 8. 1910), verehel., deren Mitgift beim Aufbau des Unternehmens eine wesentl. Rolle gespielt hatte. Weiters sicherte S. die Kontinuität als Familienunternehmen 1908 durch Umwandlung der Fa. in eine OHG und Aufnahme seines Sohnes Johann Emanuel S. als Gesellschafter; Betriebsschwerpunkt waren der Handel mit Tee, Rum, Likören und Gemischtwaren sowie die Erzeugung von Spirituosen.“ (Zitat aus dem Österreichischen Biographisches Lexikon 1815-1950, Bd. 11 (Lfg. 51, 1995), S. 54f.)

Literatur: Die Presse, 15. 9. 1995 (Beilage); 100 Jahre Joh. Schönbichler 1870–1970, (1970), (mit Bild); W. Filek-Wittinghausen, Aus der Schatz-Kammer der Wr. Kauffmannschafft, (1987), S. 84f.; WStLA, Wien; Diözesanarchiv St. Pölten, Pfarramt und Friedhof Hinterbrühl, alle NÖ.

Abbildung: Detail einer Rechnung der Tee-Grosshandlung Johann Schönbichler, Wollzeile No. 4 Zwettelhof, Wien vom 26. November 1941 (Fundus: Annette Ahrens Tafelkulturistin).