Wer denkt da gleich an Albin Denk?

Wer denkt da gleich an Albin Denk?

Wenn es um die ältesten Porzellan- und Glashandlungen Wiens geht, dann denkt wohl keiner gleich an Albin Denk. Zu versteckt liegt das gleichsam geschichtsträchtige Lokal, obwohl das Geschäft heute prominent am Graben 13 im sogenannten Generalihof liegt und mit seiner aufwendigen Auslagenstruktur mit einer Passage tief ins Gebäude zur Bräunerstraße führt. Im Geschäft selbst taucht man bis heute in ein Reich vergangener Glorie und höchster Tafelkultur ein. Mag. Martina Lilie führt das Geschäft mit ihrer Mutter Ilsebill und versorgt das gut betuchte Wiener Bürgertum mit allen Wünschen rund um den gedeckten Tisch. Die Firma ist immerhin seit 1910 in Familienbesitz. Das Prädikat des k. u. k.  Hoflieferanten durfte man sogar ab 1878 tragen.

Abbildung: Carl Wenzel Zajicek (Wien 1860 – 1923 Wien), Das Eisgrübel, Aquarell auf Papier, signiert, 10,5 x 15,5 cm, Quelle: www.szaal.at

Noch vor Erfindung des Porzellans im Jahre 1718 in Wien ist die Firma Albin Denk bereits 1702 als Händler von Töpferware „am Eisgrübel“, im Haus Stadt 607, am Wiener Petersplatz belegt. Die niedrigen Häuser existieren heute nicht mehr.

Abbildung: Aquarell von Franz Poledne (Wien 1873 – 1932 Klosterneuburg), Das Eisgrübl in der Wiener Innenstadt, signiert F. Poledne, Aquarell auf Papier, 25 x 30 cm (Quelle: Dorotheum Wien, Auktion am 27.3. 2018 , Lot 324, Fotoausschnitt: Annette Ahrens)

Nicht minder überrascht, hat mich ein kürzlich im Kunsthandel angebotenes Aquarell des Malers Franz Poledne, welches diese Situation vor 1895 zeigt und Bezug auf die Porzellan- und Glaswarenhandlung nimmt. Benannt wurde das „Eisgrübl“ nach den Eisverkäufern, die seit dem 15. Jahrhundert in den Kellern der Umgebung für das ersehnte Gefrorene bei Tisch sorgten. Ein Inserat im Wiener Salonblatt wirbt für „Eis höchster Reinheit und Kühlkraft“. 1895/1896 wurden die hier dokumentierten Häuser niedergerissen.

Abbildung: „Wiener Eiswerke am Petersplatz Nr. 1 werben für Krystall-Donau-Block-Eis von höchster Reinheit und Kühlkraft. Aufmerksame und regelmäßige Lieferung an Privat-Haushaltungen wie an Geschäfte während des ganzen Jahres.“ (Quelle: Inserat im Wiener Salonblatt vom 7. Juni 1891).

Das heutige Haus am Petersplatz Nr. 11 trägt die Bezeichnung  „Zum Eisgrübel“ und erinnert an diese Eistradition aus längst vergangener Zeit. Es wurde 1895 bis 1897 für Albert Freiherr von Hardt nach einem Entwurf von Emil Bressler durch Oskar Laske und Viktor Fiala errichtet.

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Abbildung: Anzeige in der Allgemeinen Sport Zeitung vom 22. Juli 1880

Abbildung: Aquarell von Reinhold Völkel (1873-1938), Interieur der Porzellan- und Glaswarenhandlung Albin Denk am Graben, 50 x 39 cm, Quelle: Dorotheum Wien

Abbildung: Aquarell von Reinhold Völkel (1873-1938), Interieur der Glas- und Porzellanwarenhandlung Albin Denk am Graben, 1908, 50 x 39 cm, Quelle: Dorotheum Wien

Abbildung: Firmenschild auf Porzellan, Eigentum von Albin Denk Wien, Foto: Annette Ahrens, Wien 2017

Der Stolz, der mit der Erlangung des Prädikats des k. u. k.  Hoflieferanten-Titels einherging, ist bis heute auf einer aufwendig bemalten Porzellanplatte, welche im alten Geschäft oberhalb des Kassabereichs präsentiert wurde, nachvollziehbar. Klar, war, dass diese in die Bräunerstrasse übersiedelt!

Abbildung: Porzellanplatte aus dem Service der Grafen Kinsky, Vertrieb durch Albin Denk, 19. Jahrhundert (Foto: Annette Ahrens, Wien 2020)

Abbildung: Unterseite der Porzellanplatte aus dem Service der Grafen Kinsky, schwarze Marke von „Albin Denk, Eisgrübel, Wien“, wohl vor der Übersiedlung 1895,  (Foto: Annette Ahrens, Wien 2020)

Abbildung: Unterseite der Porzellanplatte aus STALEHNER´S ETABLISSEMENT, Jörgerstrasse 22, 1170 Wien, dunkelgrüne Marke von „ZUM EISGRÜBL, ALBIN DENK, WIEN, GRABEN“ (Foto: Andy Hiermann, 2021)

STALEHNER´S ETABLISSEMENT
Wien 17, Jörgerstraße 22. Es hatte sich im 19. Jahrhundert aus einem bescheidenen Heurigenschank beziehungsweise Wirtslokal entwickelt, das seit mehr als 200 Jahren dem Wirtsgeschlecht der Steinlechner (mundartlich Stalehner) gehörte. Das vielbesuchte Lokal bestand aus einem einstöckigen Haus mit breiter Toreinfahrt und einer an den Hoftrakt angeschlossenen, sich tief in den Garten erstreckenden offenen Veranda. Hier hatte das Schrammel-Quartett, in dem die „Wiener Volksmusik ihre letzte wurzelechte Blüte trieb“, die Hauptstätte seiner Wirksamkeit. Im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurde das Gebäude
demoliert.

Foto: Unterseite einer Porzellantasse mit schwarzer Marke, Foto: Annette Ahrens, Wien 2018

Verwirrend ist für viele, dass es böhmische Porzellane mit einer eigenen „Albin Denk Marke“ gibt. Nicht verwirrend ist,  wenn man weiss, dass Wien ab 1864 keine eigene Porzellanmanufaktur hatte und der Wiener Handel auf den Import böhmischer Porzellanwaren angewiesen war. Oftmals wurden die Wiener Dekore auf genau diese Teile übertragen, jedoch eben speziell gekennzeichnet. Hier konnte ich die Stempelmarke in Schwarz auf einer Tasse dokumentieren.

Foto: „GRANOT PORZELLAN“, Unterseite eines Speisetellers mit blauem Umdruckdekor, Annette Ahrens, Wien 2021

Foto: Unterseite eines Speisetellers mit Goldrand, Annette Ahrens, Wien 2018

Auf einem Service mit Goldrand in Privatbesitz konnte ich diese auffallend große Marke in Eisenrot entdecken. Das Porzellan wurde wohl in einer böhmischen Manufaktur Ende des 19. Jahrhunderts gefertigt.

Foto: schwarze Albin Denk-Marke auf der Unterseite eines Speisetellers mit einfachem Goldrand, Fa. Rosenthal, Selb, Bayern, 1895 – 1906, Foto: Daniela Krämer, Privatbesitz, Amstetten

Auf einem mehrteiligen Speiseservice mit einfachem Goldrand und glatter Fahne ist diese Markenkombination zu finden. Die Firma von Philipp Rosenthal wurde 1879 als Familienbetrieb gegründet und stellte hochwertige Geschirre und aufwendig bossierte Figuren her. Bei diesem Service wurden die vom Porzellanhändler Albin Denk in Wien verkauften Serviceteile von Rosenthal quasi „gelabelt“. Die unterglasurgrüne Rosenthal- Firmenmarke wurde in den Jahren 1891 – 1906 verwendet. 1895 war Albin Denk vom Eisgrübel auf den Graben gezogen, was die Datierung somit eingrenzt. Das umfangreiche Rosenhal-Firmenarchiv wird heute vom Porzellanikon verwahrt und verwaltet.

Abbildung: Rechnungen der Fa. Albin Denk, 1917 und 1914 (Quelle: Annette Ahrens Tafelkultur Privatarchiv;

Zwei in meinem Archiv erhaltenen Rechnungen Seiner Excellenz Herrn Eugen Graf Czernin zeigen die stilistische Modernisierung des Albin-Denk-Firmenlogos in den Jahren 1914 bis 1917. Das gräfliche Haus in der Josefstadt war am 2. April 1914 in der Verlegenheit weitere 12 tiefe und flache Teller des Service 1510 in weiss erwerben zu müssen. Waren überraschend mehr Gäste zu erwarten gewesen oder der Haushaltsführung am Friedrich Schmidtplatz 4 rechtzeitig aufgefallen, dass viel zu Bruch gegangen war? Die Rechnung selbst ist erst auf den 19. Oktober 1914 ausgestellt. 1917 wurden 24 Teetassen der englischen Porzellanmanufaktur „Minton“ geordert.

Metallobjekte von Albin DENK

Die hier angesprochenen Silber-Plated-Waren (interessant finde ich die Mischung zweier Sprachen, zumal wir uns heute im Internet-Zeitalter über die Anglizismen in unserer Sprache nach wie vor aufregen) sind selten aber doch am Sammlermarkt zu finden, zwei Kännchen mit dem um 1900 in Wien sehr beliebten Basthenkel, der der Isolierung diente, haben sich erhalten.

Foto: Metallobjekte mit der „A. DENK“-Marke, Alpacca, versilbert, Wien  um 1900

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Abbildung: Messer und Gabel aus einem 12 teiligen Obstbesteck mit der „A. DENK“-Marke, Alpacca, versilbert, Wien  um 1900 (Annette Ahrens Privatbesitz)

Abbildung: Traubenwäscher der Fa. A. Denk (Privatsammlung)

Abbildung: Werbe-Tellerchen von „ALBIN DENK“, gemarkt Sarrugummies, um 1895, Steingut bedruckt, ca. 12 x 12 cm (Privatbesitz Dr. G., Wien)

Das Werbemittel erwähnt neben „Böhmischem Glas, belgisches und Französisches Cristall, böhmisches Porzellan und original englisches Granitporzellan“. Das hier ausgelobte Prädikat des k. u. k.  Hoflieferanten durfte man ab 1878 tragen. Geworben wird für die neue Adresse. „Jetzt“: 1, Graben, Generalihof. Das bezieht sich auf das Jahr 1895.

Weiterführende Literatur: Ingrid Haslinger: Kunde – Kaiser. Die Geschichte der ehemaligen k. u. k. Hoflieferanten. Verlag Schroll, Wien, 1996.

Abbildung: Geschäftseingang, Foto von Annette Ahrens, Wien Dezember 2019

Das Geschäft wurde im März 2020 an der Adresse am Graben 13 geschlossen und verkleinert sich deutlich. In der Bräunerstraße 3 bietet die Geschäftsführerin und Inhaberin Martina Lillie Beratung rund um den fein gedeckten Tisch weiterhin an.

Albin Denk – ehem. k. u. k. Hoflieferant – gegr. 1702
Porzellan – Kristall – Kunsthandwerk – Geschenkartikel

Bräunerstraße 3, 1010 Wien (Eröffnung seit Mitte 2020)
Telefon: +43 1 512 44 39
E-Mail: office@albindenk.at