Wird bei Hochzeiten der Royals immer das teuerste Porzellan und Silber aufgefahren?
Festlichkeiten dieser Dimension sind ein guter Grund die Tafelkultur vergangener Generationen nochmals zu bemühen, um die eigene Herkunft und Tradition zu unterstreichen. Die Queen besitzt immerhin 47 Dessert-Service aus Porzellan, hat aber das Problem, dass nicht alle Service für die benötigte Zahl von 160 Personen ausgerichtet sind. Aus dem 18. Jahrhundert sind zwei überkomplette Sèvres-Service erhalten. In Windsor wird auf einem Worcester-Service gespeist. Dies trägt das Wappen des Hosenbandordens. Nur ein Meissen Service aus der beliebten, deutschen Manufaktur befindet sich in der königlichen Sammlung.
Courtesy: Dessertaufsatz, Rockingham 1830/37, Königliche Sammlungen Buckingham Palace, London (RCIN 58.382)
Ein ausgefallenes Dessertservice aus Porzellan wurde für Wilhelm IV. entworfen, welches von der Fabrik Rockingham um 1830/37 hergestellt wurde. Zu den außergewöhnlichen Motiven der Aufsätze zählen Ananas, Guaven, Koralle und Bambus. Dies sollte auf die englischen Territorien in Übersee aufmerksam machen. Königin Viktoria liess in ihrer Manufaktur Minton nach französischem Vorbild der königlichen Porzellanmanufaktur Sèvres ein Service mit Monogramm nachformen.
Das Familiensilber der Royals
Quasi als Familienerbstück befindet sich aus der Zeit von Georges IV. (damals noch Prinz of Wales) ein 4.000 Stück umfassendes Silberservice in königlichem Besitz. Dies wurde bei dem Hoflieferanten Rundell, Bridge & Rundell bestellt. Die erste Lieferung erfolgte an Carlton House und wurde in Nischen präsentiert. In der Mitte gab es einen echten Wasserlauf mit lebendigen Fischen. Das große Silberservice besteht aus: 14 Terrinen, 20 Saucièren, 140 Schüsseln, 288 Speisetellern, 118 Salzgefäßen (dies waren mit dem Sitznachbarn zu teilen), 12 Eiskübeln, 12 Spiegeltabletts, immerhin 58 Dessertständer und Aufsätze und 107 Tafelleuchter sorgten für wohlige Atmosphäre. Einfache Teile sind nur aus Silber gefertigt, doch besonders das Dessertgeschirr ist komplett vergoldet. Acht Personen putzen drei Wochen lang insgesamt 8.000 Teile Silber. Das Gewicht ist Teil des britischen Staatsvermögens bzw. gilt als Sicherheit für die britische Währung. Für 160 Gäste brauchen sie rund 2.000 Ess- und Servierbesteckteile.
Glaskultur beim Toast
Das Beitragsbild zeigt einen der „Table decker“ beim Eindecken der Tafel in der St. George´s Hall in Windsor castle. Neben der sechseingedeckten Gläser sieht man den Angestellten die typische Serviette in Gestalt einer Helmzier arretieren. (Fotoquelle: „For the Royal Table. Dining at the Palace.“, London 2008, Bildrechte liegen bei der Royal collection HM Queen Elizabeth II.)
Bei einem Staatsbankett stehen mehr als 1.000 Gläser auf dem Tisch. Sechs Gläser werden pro Gast gebraucht. Champagner, Weisswein, Rotwein, Portwein, Wasser und nochmals ein Champagnerglas für den Begrüßungstoast. Ein weiteres Geschirrteil aus Glas findet seine Berechtigung bei Tisch. Es ist die Fingerschale, welche beim Obstgang verwendet wird. Im Buckingham Palast wird ein Glasservice aus Stourbridge verwendet. Die königliche Herkunft wird mit dem Monogramm der amtierenden Regentin „E II R“ ( R steht für Regina) aus dem Jahr ihrer Krönung 1953 bestätigt. In Windsor verwendet der Hofstaat ein Glasservice der irischen Manufaktur Waterford, welche mit einem achtstrahligen Stern auf den Hosenbandorden hinweist. Glas galt als eleganteste Alternative beim Desertgang.
Courtesy: Weinglas aus dem Waterford-Glasservice (RCIN 68 004)
Ich danke meiner Freundin Kathryn Jones für ihre Recherchen für ihr Buch: „For the Royal Table. Dining at the Palace.“, London 2008, Bildrechte liegen bei der Royal collection HM Queen Elizabeth II.)