Der Alpacca- und Chinasilberwaren-Fabrikant Wenzel Bachmann & Co, Wollzeile 12 in Wien 1

Der Alpacca- und Chinasilberwaren-Fabrikant Wenzel Bachmann & Co, Wollzeile 12 in Wien 1

Heute ist der Name und die Rundmarke der Firma Wenzel Bachmann nur wenigen bekannt. Ungewöhnlich, denn die Firma hatte durchaus prominente Auftraggeber wie zum Beispiel die Wiener Werkstätte. Die Metallobjekte für das Cabaret Fledermaus sind bei Wenzel Bachmann ausgeführt worden, allen voran die sehr modern wirkenden Entwürfe von Josef Hoffmann. Ich freue mich Ihnen, hier eine kurze Firmengeschichte, ein Porträt des Herren, eine kurze Markentypologie und ausgeführte Objekte vorzustellen.

Bachmann Inserat 1875

Abbildung: Inserat von Wenzel Bachmann, wohl 1875 (Foto von A.H., 2024)

Abbildung: Ruhestätte mit einem Porträt von Wenzel Bachmann am Friedhof Hütteldorf, Gr. 1 / Nr. G33 8, (Foto von F. W., Wien 2020)

Lebensdaten von Wenzel Bachmann

Der Alpacca- und Chinasilberwaren-Fabrikant Wenzel Bachmann wurde am 5. Juni.1817 in Krakowan bei Elbeteinitz (heute Tynec nad Labem in Böhmen) als Sohn von Jan (Johann) Bachmann und Magdalena, geb. Kolaczny geboren, als Sterbedatum ist der 31.1.1877 belegt (am Grabstein ist nur das Jahr 1877 erwähnt), als Sterbeort: Wien. Wenzel B. heiratete Leopoldine Bieder (*26.3.1824, + 26.6.1884), die Tochter eines Handschuhmachermeisters zu Reindorf am 15.11.1842 in der Pfarre Gumpendorf. Kinder waren (u.a.?) Edmund, geb. 1843, Leopoldine, geb. 1845, Eduard, geb. 1847, Emma, geb. 1850 und Sohn Robert, geb. 1853, alle in der Pfarre Schottenfeld. Das Bürgerrecht erhielt Bachmann am 26.7.1855, er wurde als Gürtler, Alpacca- u. Chinasilberwaren-Fabrikant im Gewerbe angemeldet. Wenzel und Leopoldine Bachmann sind 1876 aus der Firma ausgeschieden, der jüngste Sohn Robert ist als Gesellschafter eingetreten.

Danke Herrn Dr. Michael List für die Korrektur der Lebensdaten, Wien 2022

Abbildung: Die Fabriksanlage von Wenzel BACHMANN in der Mollardgasse 30, Wien VI., Auszug aus einer Festschrift der Berndorfer Metallwarenfabrik, 1926, S. 77. (Danke Herrn Dr. F. Wahlmüller für deren Übermittlung)

Als Adressen sind im Jahre 1855 Schottenfeld 334, von 1856-1877 und im Jahre 1910 die oben abgebildete Mollardgasse 30 nachzuweisen. Später wird das Werk von Lenk übernommen.

Markentypologie

Abbildung: Marke bezeichnet AS für Alpacca Silber 1862, Doppeladler und Wortmarke „BACHMANN“

Die Firma besteht seit dem Jahre 1842; „ursprünglich für die Erzeugung von Bronzewaren bestimmt, beschäftigt sie sich seit 1853 vorzüglich mit der Erzeugung von Alpaccasilberwaaren im Gebiete aller Kirchenornamente, Gasthaus- und Kaffeehauseinrichtungen und verschiedenen Luxusgegenständen. In guten Geschäftsperioden beschäftigt sich die in der Gumpendorferstrasse 20 angesiedelte Fabrik wesentlich mit der Erzeugung patentierter Eisenlöffel in vorzüglich schöner Verzinnung, eines Artikels, dessen Schönheit und außerordentliche Billigkeit (60 kr. und 1 fl 20 Kr. per Dutzend) ihm einen ausgedehnten Absatz sichert“ (BVML).

Abbildung: Bildmarke WB & C für die Metallwarenfabrik Wenzel Bachmann & Co, Wien (Quelle: Punzensammlung des WW Archivs, MAK Wien)

Abbildung: Rundmarke „Bachmann Alpaccasilber“ der Metallwarenfabrik W. Bachmann, Wien, um 1900 (Foto: F.W., Wien)

Firmenkataloge

Im Jahre 1910 sind über 200 Arbeiter bei Bachmann belegt, die eine Betriebskraft von 60 PS vorweisen; Obwohl das Ende der Monarchie einen markanten Wendepunkt markierte und der Berndorfer Konzern mit Handelsschranken und verloren gegangen Absatzmärkten konfrontiert war, konnten die Betriebe J.C. Klinkosch (1918), J.L. Herrmann sowie W. Bachmann & Co eingegliedert werden. 1921 wird der inzwischen in eine Aktiengesellschaft umgewandelte Betrieb von der Berndorfer Metallwaren-Fabrik Arthur Krupp A.G. übernommen, wie dieser wohl erst um 1930 zu datierende Katalog dokumentiert.

Abbildung: Firmenkatalog von „W. Bachmann – J. L. Herrmann AG. – Metallwarenfabrik, Wien I., Wollzeile 12.“  (Berndorf Museum Archiv, Berndorf, Inv.Nr. BBTG 051, insgesamt 52 Seiten)

Ein im Berndorf Archiv erhaltener Musterkatalog (Inv.Nr. MB 56) nennt den Betrieb als Teil des Konzerns der Berndorf Kruppwerke und trägt den Firmennamen: „W. Bachmann – J. L. Herrmann A.G.“. Er ist mehrsprachig in Deutsch, Spanisch, Italienisch und Englisch verfasst. Das reiche Abbildungsmaterial gibt uns einen guten Einblick in das vielfältige Produktionssortiment. Die Beschriftung umfasst eine Produktnummer, den Preis in oxidiertem und polierten Zustand. Ein alphabetisches Inhaltsverzeichnis vereinfacht die Suche der Objekte (siehe Seite 157). Das Nummernverzeichnis verweist auf die einzelnen der 159 Seiten im Katalog und ist aufsteigend aufgebaut. Das Titelblatt des leider bisher undatierten Firmenkataloges zeigt auf Seite 45 ein Kaffee- und Teeservice welches unter der Nummer K 47100/8 komplett für 8 Personen angeboten wurde. Der Preis wurde mit oxidiert ( 228,–) und poliert (253,–) unterschieden. Die Datierung kann wohl mit um 1930 angesetzt werden und gibt die Firmenadresse an der Wollzeile 12, die auch Berndorf innehatte, an.

Abbildung: Josef Hoffmann, Maiskolben-Besteck, Ausführung von der Fa. Wenzel Bachmann, Quelle: MAK Wien, Inv.Nr. GO 1988-32

Dieses Maiskolben-Besteck wurde 1906 nach einem Entwurf von Josef Hoffmann von der Fa. Wenzel Bachmann im Auftrag der Wiener Werkstätte erzeugt. Es gehört zu dem bekannten „Runden Modell“ von Josef Hoffmann. Weitere prominente Metall-Objekte der Wiener Werkstätte sind bei Wenzel Bachmann ausgeführt worden, allen voran die sehr modern wirkenden Entwürfe von Josef Hoffmann für das Cabaret Fledermaus, Wien I, Kärntner Straße/Ecke Johannesgasse.

Entwürfe von Josef Hoffmann für das Cabaret Fledermaus

Abbildung: Tafelservice: „Mehlspeisschüssel rund“, „Bratenschüssel oval“, „Gulaschschüssel“, „Schüsselglocke oval“, „Sauciere“, „Gemüseschüssel rund“, „Oberskanne“, „Gemüseschüssel oval“ (von links nach rechts), ausgeführt von der Metallwarenfabrik W. Bachmann, 1907/1908 Quelle: Foto Archiv der Wiener Werkstätte, Metall und Wiener-Werkstätte-Archiv, MAK Wien, WWF 97-30-5

Die „Gulaschschüssel“ (originaler Objektname der Wiener Werkstätte, Werknummer M 832) für das Kabarett Fledermaus wurde nach dem Entwurf von Josef Hoffmann 1907 bei Wenzel Bachmann ausgeführt. Die erste Ausführung erfolgte laut Archiv im Dezember 1907 für 75 Kronen in einer Auflage von 18 Stück. (Breite 22,5 cm, siehe Wiener Silber 2003, S. 136). Die „Schüsselglocke“ (Länge 29 cm, Werknummer M 830) hatte nur eine Produktionsauflage von 2 Stück und erfolgte Anfang Dezember 1907 für 145 Kronen. Eine Schüsselglocke ist ebenso wie die Saucière (Produktionsnummer M826, Produktionsauflage 12 Stück, Länge 21,2 cm) in der Sammlung von Ernst Ploil, Wien dokumentiert. Bei der Ausstellung von Wiener Silber im KHM Wien im Jahre 2003 konnte auch die „Mehlspeisschüssel rund“ (Produktionsnummer M841, Produktionsauflage 10 Stück, Dm 31,7 cm) aus einer Privatsammlung (wohl der Familie Asenbaum) gezeigt werden.

 

Foto: Henkeltablett für das Cabaret Fledermaus, ausgeführt von der Metallwarenfabrik W. Bachmann, 1907/1908 (Fundus Annette Ahrens)

XXX Briefpapier Abbildung wird nachgereicht

Abbildung: Briefpapier der Metallwarenfabrik W. Bachmann – J. L. Herrmann A.G., Druck Chwala Wien, Quelle: MAK Wien, Inv. Nr. KI 20085-183 (Ankauf 2008)

Das Briefpapier zeigt folgenden Text: „Wenzel Bachmann & Co (Auftraggeber) (Wien, 1918-1930), Text am Objekt: Konzern der Berndorfer Kruppwerke / W. Bachmann – J. L. Herrmann A.G. / Metallwarenfabrik / Schwesterwerk: Berndorfer Filialwerk / Esslingen A. N., Württemberg / Coder: A. B. C. V. & VI. Ausgabe – Liebers / Code – Western Union – Mosse Code / Wien, / I, Wollzeile 12 / Bankverbindungen: / Wiener Bankverein, Filiale Wien VI, / Gumpendorferstraße 82 / Österr. Postsparkassenkonto: A 23.399 (…)“, Höhe: 29.6 cm, Breite: 21.1 cm, Quelle: MAK Wien, Inv. Nr. KI 20085-183 (Ankauf 2008)

Druckerei von Firmenkatalogen

Der Druck des Firmenkataloges erfolgte bei Otto Bechtle, einer Buchbinderei G.m.b.H. in Esslingen am Neckar, was ungewöhnlich ist, denn viele Musterkataloge Wiens erschienen bei der Buch- und Steindruckerei „August Chwala“, die von 1898 bis 1927 in Wien, Zieglergasse 6, VII. Bezirk nachweisbar ist.

Literatur:

Wiener Feingehaltspunzen von 1781-1921;

BB 18/518v/4650; Zeitschrift für Orden- und Titelverleihung. 4.Jg. Nr. 18, S.1; Statistik der Volkswirthschaft in Nieder-Österreich 1855-1866. Hrsg. v.d. Handels- und Gewerbekammer in Wien. 1. Bd. Wien o.J. S. 445, 451; Paul, Martin: Technischer Führer durch Wien. Wien 1910. S. 576; Literatur: Das Wiener Heimatbuch Mariahilf. Wien 1963. Abb. 104; Kaltschmid, P.: Ahnentafel Johann Edmund Blaschke. (Ms. bei Adler G 120); Kat. Der Preis der Schönheit. 100 Jahre Wiener Werkstätte. MAK, Wien 2003, S. 153.

Firmenkatalog von „W. Bachmann – J.L. Herrmann Ag. – Metallwarenfabrik, Wien I., Wollzeile 12.“  (Berndorf Museum Archiv, Berndorf, Inv.Nr. BBTG 051), undatiert.

Festschrift der Berndorfer Metallwarenfabrik, 1926, S. 77.

Renée Price (Hg.), Wiener Silber, Modernes Design 1780 – 1918, New York, KHM Wien, 2003, S.393 (Katalognr. 73-81).